IFA LKW W50 - Reifen 385/65R22.5 in der Sahara getestet

  • Hallo liebe Gemeinde,


    ich habe mir neue Reifen und Felgen für meinen W50 zugelegt und diese Kombination in der Wüste getestet. Mir ist die Geländegängigkeit im Weichsand wichtig. Auch wichtig ist mir die generelle Tauglichkeit für Fernreisen. Meine Erfahrungen will ich hier mit Euch teilen.

    Bislang hatte ich 14.5R20 auf Sprengringfelgen. Damit bin ich weit durch Asien gereist und in verschiedene Wüsten gefahren. Das ging sehr gut, die Sandtauglichkeit ist sehr hoch, ich habe mich niemals festgefahren. Die Nachteile sind die schlechte Verfügbarkeit und die Lautstärke beim Fahren auf der Landstraße. Ein Vorteil ist die gute Reparierbarkeit durch die Sprengringfelgen. Die schlechte Verfügbarkeit dieser deutschen Spezialgröße in Russland hat mich extrem genervt. Es hat Wochen gedauert und viel Mühe gekostet, bis ich Ersatz für einen kaputten Reifen bekommen habe.

    Nun wollte ich die weltweit deutlich besser verfügbaren Baustellenreifen 385/65R22.5 auf einer 2-monatigen Probetour in der marokkanischen Sahara ausprobieren. Die Frage war: kann ich damit (fast) genau so gut im weichen Sand Dünen hinauf fahren wie mit den alten Rädern?

    Reifen: Hankook AM15+ (385/65R22.5)
    Felgen: Jantsa 117739 (Einpresstiefe 70)
    Ventile: Y-Form MSF 16

    Die doppelten Ventile sind großartig. Endlich kann ich die Räder durchtauschen oder ein Ersatzrad anbringen, ohne dass ich mich mit noch innen zeigenden Ventilen auseinandersetzen muss. Warum habe ich mir die nicht schon früher zugelegt?

    Zu der Einpresstiefe der Felgen:
    Spurweiten mit originaler ET 85: vorne 1700 und hinten 1780.
    Mit den IFA-Felgen der Niederdruckbereifung stehen die Räder vorne also 8 Zentimeter enger zusammen als hinten. Das soll vermutlich die Laufruhe auf der Straße verbessern. Das ist aber schlecht für das Fahren im Sand, dort will man, dass die hinteren Räder genau in der Spur der vorderen fahren.
    Spurweiten mit ET 70: vorne 1730 und hinten 1750.
    Nur noch 2 Zentimeter Unterschied in der Spurweite. Das sollte im Sand besser gehen. Hat es Nachteile auf der Straße? Das gilt es herauszufinden.

    22.5er-Felgen gibt es nur einteilig, anders als die 20er Felgen. Trotz großer Spezialhebel schaffe ich es leider nicht alleine einen Reifen auf eine Felge oder herunter zu bekommen. Das ist ein Nachteil für mich. Ich habe Reifenschäden schon mehrfach unterwegs reparieren müssen, und manchmal ist das abnehmen des Reifens von der Felge dafür von Vorteil oder notwendig.

    Das Reifenmodell Hankook AM15+ habe ich aus dem Bauch heraus ausgewählt. Es gibt da noch viele andere Marken. Ich habe keine Ahnung, ob diese besser oder schlechter ist als andere.

  • Zur Zulassung:

    Die Eintragung der Reifen selbst war gar kein Problem, aber das Eintragen der Felgen war schwierig.

    Ich musste noch das Übersetzungsverhältnis des elektrischen Tachos anpassen. Dafür habe ich auf der Rückseite eine Klappe geöffnet und auf einem Mäuseklavier (Reihe von kleinen Schaltern) herumgespielt, bis die Anzeige der Geschwindigkeit leicht über der per GPS gemessenen lag (10% schneller auf dem Tacho ist erlaubt, andersherum nicht).

    Die Felgen wollte mir die Dekra nicht eintragen, da zwar eine Prüfbescheinigung vorliegt, diese entspricht aber nicht den deutschen Normen.

    Ich habe eine Weile bei verschiedenen Prüforganisationen herumgefragt. Schlussendlich war der TÜV Nord gewillt. Für den waren die Dokumente ausreichend. Scheinbar haben die andere interne Vorgaben.

  • Nun zu meinen praktischen Erfahrungen:

    Die Lautstärke auf der Straße ist deutlich geringer als bei den Ballonreifen oder bei 14.5R20. Die Reifen sind auch bei 85 km/h quasi nicht zu hören. Sehr angenehm!

    Das Fahrzeug fühlt sich an, als würde es etwas härter auf der Straße liegen. Das ist ja auch logisch: Zwischen der Felge und der Straße ist weniger Gummi, da die Felge einen größeren Durchmesser hat.
    Es stört aber nicht groß. Vielleicht reinige und fette ich die Blattfedern endlich mal, dann sollte das besser werden.

    Insgesamt ist das Fahren auf der Straße deutlich besser. Ich bin einige tausend Kilometer runter nach Marseille zur Fähre und zurück gefahren und auch eine Menge in Marokko. Auf Asphalt fährt es sich schöner und leiser als mit den anderen Reifen.

  • Aber mit dem richtigen Luftdruck fahren sich die Hankooks perfekt. Ich bin lange durch die Dünen getobt, und es ging genau so gut wie mit den 14.5ern. Die magische Druckgrenze war bei meinen 7,8 Tonnen Gesamtgewicht 1,3 bar. Unter diesem Druck konnte ich auch weiche Hänge hinauf fahren. Über 1,5 bar Reifendruck ging da nichts mehr. Also bin ich einfach mit 1,0 bar herumgedüst und konnte wunderbar über die Dünen schweben.

    Test gelungen, ich behalte diese Räder!

  • Noch eine Anmerkung zur Zentrierung der Jantsa-Felgen:

    Die Felgen haben nur auf einer Seite eine Kugelsenkung für die Limesringe. Somit kann man sie auf der Vorderachse einfach damit zentrieren. Auf der Hinterachse werden sie (ausreichend, finde ich) mittenzentriert!

    Ich wollte eigentlich eine Zentrierhilfe für die Felgen an der Hinterache bauen, aber er funktioniert auch so ausreichend genau.

  • Moin,


    super Bericht zu den AM15.


    Vor allem mit dem Test und den Erfahrung im Sand. Auch das sie den Geringen Luftdruck gut überstehen. ;-)


    So viel Informationen findet man ja dazu leider nicht.


    Ich hab mir die Auch als 445er für den L60 besorg. Allerdings ist der noch im Aufbau und so kann ich noch nicht viel zu sagen.


    Hab mir vorher diverser Berichte von Weltenbummlern durchgelesen und da war für mich schnell klar das es eine Baustellenbereifung wird. Der Preis und die Verfügbarkeit ist echt gut. Für mich war auch die Zulassung alles vollwertiger Winterreifen wichtig. Da wir auch im Winter nach Norwegen damit wollen und in Deutschland eine Winterreifenpflicht für LKWs wohl auch nicht mehr lange auf sich warten lässt.


    Auch wenn ich Optisch die Originale Balon Bereifung beim L60 und W50 am stimmigsten finden, doch so ist für mich die Fahrqualität und Sicherheit vorrangig.


    Gruß Lars

  • Moin, Lars,

    ich habe die AM15+ und nicht die AM15. Das sind etwas andere Reifen. Ich weiß aber nicht, wo der Unterschied liegt und ob der merkbar ist.

    Wie Du richtig sagst, haben die Reifen ein Winter-Symbol, was jetzt ja Pflicht ist. Das war für mich auch wichtig.

    Nach meiner Erfahrung gehe ich jetzt davon aus, dass die Baustellenreifen den Ballonreifen in allen Belangen technisch und praktisch überlegen sind, außer im Schlamm. Da sollten die Balloner und 14.5er MPTs besser sein, da sie mehr Profiltiefe haben. Das ist für mich aber egal, da ich nicht gerne im Schlamm fahre. Ich will Sand.

    Aber alle, die viel im Schlamm spielen oder hauptsächlich auf dem Acker herumfahren, sollten bei den Ballonreifen bleiben.

    Beste Grüße,
    Lew

  • Hallo Lew,


    Ja meine auch die AM15+, hab das jetzt mal in Artikel nicht als so wichtig angesehen :-D . Ist auf Jedenfall schon mal gut zu hören das du damit zufrieden bist.


    Im Schlamm oder auf nassen Boden sind die Original Balon einfach das beste. Da diese nun mal am Profilrand abgerundet sind und sich dadurch nicht so in den Boden schneiden. Dies Erfahrung haben wir schon mehrfach in der Landwirtschaft gemacht. Daher haben auch viele ihre HW80 wieder auf das DDR Profil zurück gerüstet.


    Gruß Lars

Reifen und Räder

Reifen und Räder für IFA Nutzfahrzeuge