F4L912 mit Turbo im Robur

  • Moin moin - ich hab da mal eine vielleicht etwas artfremde Frage ;)


    Hat sich eigentlich schonmal wer an einem '73er F4L912 versucht, dort einen Turbolader zu implantieren?


    Falls das niemandem was sagt - der Motor gehört zur luftgekühlten Deutz-Motorenfamilie, ist genau genommen ein F/M080 mit 80 Pferdchen bei 2800U/min und 230Nm/1200U/min und stammt ursprünglich aus einem Eicher-Kipper, der bei Deutz direkt gebaut wurde. Von den Einbaumaßen her ist er identisch zu dem später im Robur z.T. noch serienmäßig verbauten F4L912 mit 70PS/2350U/min und 244Nm/1500U/min (das dürfte der T/d070 sein).


    Hintergrund ist der, dass ich grad eben eine lange Achse für den Lo bekommen habe und diese nächstes Jahr im Winter zusammen mit dem Deutz anstelle des Originalversagers implantiert werden soll. Einhergehend damit, wird auch das originale Getriebe gg. das ZF-Getriebe getauscht, was am Deutz noch dran hängt (Übersetzung 5. Gang bei beiden leider identisch 1:1) - das spart das Anpassen zw. Deutz und Originalgetriebe.


    Mich stört an der Sache eigentlich der für diese Verhältnisse eher große Unterschied zw. max. Drehmoment und max. Leistung zum Erreichen einer heutzutage brauchbaren Reisegeschwindigkeit. Laut Umrechnungstool (und damit theoretisch) komme ich zwar bergab mit der langen Achse auf rund 110km/h, nur reicht eben die Motorleistung gerade so nicht aus, um auf gerader Strecke eine vernünftige 90km/h fahren zu können. Mit der kurzen Serienachse sowieso nicht!


    Mein Gedanke dazu nun, die Leistungsschere in den fahrbaren Drehzahlbereichen etwas zu verkleinern, d.h. ein Anheben des Drehmoments auf ein vernünftiges Maß und eine flachere Kurve, was die Leistung angeht mit Hilfe eines Turboladers.


    Ob das Mehr an Leistung der vorhandene Deutz verkraftet, muß ich erstmal theoretisch mit den Daten vom turboaufgeladenen BF6L912 (T/K214) vergleichen. Mir gehts dabei wie gesagt nicht um das Ausschöpfen von max. möglichen Leistungsreserven.


    Hab Ihr da Ideen, Tipps, Trick, worauf man achten soll / muß?

  • Hallo unknow74,


    Der 912er von Deutz ist so ziemlich das Beste an Motor was man so kriegen kann, noch dazu für wenig Geld. Verbaut seit Ende der 60er in Traktoren, Baumaschinen usw., der verschiedensten Hersteller. Sehr sparsam einfach und robust. Erreicht gigantische Laufstunden selbst bei härtesten Dauereinsatz, auch unter Vollast. Die Deutz Schlepper springen immer an,und packen an wie die Sau.


    Soviel zum Vorteil der Luftgekühlten aus Köln.
    In meinem Umfeld sind mir viele Schlepper bekannt die nachträglich mit Turbolader ausgestattet worden sind. IHC, Schlüter, NewHolland und noch einige mehr. Ein 912er Deutz ist keiner dabei.
    Der Luftgekühlte Motor ist zwar für eine höhere thermische Belastung ausgelegt als der Wassergekühlte. Weil aber die Külung durch Luft nicht so effizient ist, ist das Kolbenspiel größer. Es treten bei Vollast erhebliche thermische Belastungen auf, die durch das Aufladen mittels Turbo noch erhöht werden. Zumal der Lader erst unter Last lädt.
    Die orginalen Deutz Motoren mit Turbo der BF Baureihe haben etwas stärkere Kolben mit zusätzlicher Kolbenboden Kühlung, mittels Ölstrahl.
    Dadurch wir Hitze vom Kolben besser aufgenommen und über das Öl dann weggeleitet.
    Ein Nachrüsten kann also unter Umständen den Motortot bedeuten.
    Zumal du schreibst, das der Robur auf der Geraden es nicht schafft auszudrehen. Der Kurbeltrieb wird standhalten, die Möglichkeit das ein Kolben durchbrennt oder sich frißt ist aber gegeben.
    Solltest du dennoch den Schritt hin zum Turbolader wagen wollen, dann möchte ich dir folgenden Rat mit auf den Weg geben:
    Nimm einen Turbo mit Waste-Gate Klappe, mit der kannst du den Ladedruch auf einen niedrigen Wert einstellen.( Max. 0,6bar).
    Des weiteren empfehle ich die Ladeluft zu kühlen. Und nun das Wichtigste!!!, denke immer daran das dein Motor bei längeren Vollastbetrieb hochgehen kann. Und das ist auf der Autobahn nich so toll.
    Die Entscheidung und das Risiko hast du zu tragen.


    Hab da nur meine Gedanken zu diesen Thema in Worte gepackt, vielleicht kannst ja was damit anfangen.


    Grüße aus dem Westen

  • Hallo Klaus!


    Danke für Deinen Rat - an eine sanfte Aufladung mit um die 0,5bar hatte ich aus besagten Gründen sowieso gedacht, auch ein Ladeluftkühler ist bei solch einem Projekt Pflicht, das hatte ich nur noch nicht mit erwähnt, weil die ganze Sache ja noch gar nicht spruchreif ist.


    Soweit ich informiert bin, hat der 912er bereits eine Kolbenbodenschmierung, ich werde dort aber auf jeden Fall nochmal die Daten mit dem BF6L912 auch hinsichtlich der verwendeten Kolben selbst vergleichen.


    Das der Robur/Deutz mit langer Übersetzung (4.38 - oriiginal ist 5.83, die längste Übersetzung mit Serienmotor 4.71) ausdreht, halte ich für unwahrscheinlich, kann dann aber auch erst ein Fahrtest mit eingebautem Motor und den langen Differenzialen zeigen. Die Werte derzeit habe ich lediglich aus dem Übersetzungstool, das Gesamtgewicht ist auch bloß geschätzt mit 4t - also wirklich alles bloß rein theoretischer Natur bisher.


    Die Lüftkühlung selbst könnte man ggf. mit einer Übersetzungsänderung "tunen" - das sollte recht einfach beim Keilriementrieb möglich sein. Theoretisch dürfte es dem Ansaugtrackt auch egal sein, woher die 0,5bar Überdruck kommen, alldieweil für den montierten Kompressor auf dem Deutz habe ich keine ernstzunehmende Aufgabe, als das Befüllen eines Luftkessels um den Reifendruck in der Pampa regulieren zu können (dazu muß der aber nicht immer mitlaufen).


    Mal rumgesponnen, könnte der Kompressor ausreichend sein, einen Luftkessel mit 6bar zu befüllen und von diesem dann per Druckminderer oder per "gaspedalgeregeltem" Ventil die 0,5bar abzunehmen - die Frage ist halt, ob der serienmäßige Kompressor des Deutz die benötigte Literleistung schafft - damit hätte man dann einen klassischen Kompressor oder nicht? ;)

  • Na ja, solche Gedanken hat eigentlich jeder einmal wenn ihn solche Dinge umtreiben. Umgekehrt würde es schon klappen, hi hi. Kannst ja ausrechnen wie schnell der Luftpresser drehen müßte um nur annähernd den Luftdurchsatz zu erreichen den der ca. 3,7 Liter Deutz hat, bei 2800 u/min :2. Das mit dem Kompressor würde nur mit einen vollen Kessel und einer "Rückschlagklappe im Ansaugtrakt" für ein Dutzend Sekunden reichen. Trotzdem die Idee find ich immer wieder geil. Kannst dei ja auch eine Sauerstofflasche untern Sitz packen und bei Bedarf dann nachpumpen, wie die Messerschmitt`s oder bei Mad Max. Mal ohne Flax, wenn dann ein Turbo oder ein Roots Gebläse. Alles Andere ist unrealistisch.


    Grüße aus Westböhmen

  • ...gut 5m³/min Luft - ernsthalt oder hab ich da grad einen Denkfehler ?( 8o


    So'n Saugmotor sollte doch weniger ziehen, da die Zylinder gar nicht zu 100% gefüllt werden können?


    Naja, mal schaun ob ich was passendes finde und wie sich der Motor überhaupt mit den langen Achsen verhält? In meinem Werkstatthandbuch zum '72er F4L912, ist sogar der Lader für den BF6L912 beschrieben - ich werd mich wohl heut Abend mal hinsetzen und Daten vergleichen...

  • ja 5,18m³ / min -> der turbo muss ca 7,5 m³ bringen .....
    gruß

    Weder Optimisten noch Pessimisten haben häufiger recht.
    Aber Optimisten leben entspannter!!!!!!


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    Aus Steinen die einem das Leben in den Weg legt kann man schöne Sachen bauen.

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