L-60 Motorschaden (Stahlgusskolben)

  • (Den Beitrag hatte ich bereits im Jahr 2008 in einem Forum veröffentlicht.)
    L-60 Motorschaden mit Stahlgusskolben
    In mehreren Foren wurde bereits von Motorcrash’s mit Stahlgusskolben berichtet.
    In diesem Beitrag soll von einem ausserordentlich grossen Materialabtrag, über einen sehr langen Zeitraum, am Kolben berichtet werden, bis dann der Motorcrash eintrat. Im Ergebnis der Schadensanalyse deutete alles darauf hin, dass die langsame Zerlegung des Kolbens (Stahlring) “bereits beim L-60 Vorbesitzer begann”.
    Bericht:
    Bei einer 200 km langen Autobahnfahrt haben sich schleichend in mehreren Etappen (ab 70 km bis 200 km Fahrtstrecke) ganz kurzzeitig “Kleinteile” der Korngroesse
    3-5 mm des eingeschrumpften Stahlringes im Kolben herausgelöst und sind durch das Abgassystem in’s Freie transportiert worden. Das stets nur wenige Sekunden dauernde “Phantom”-Geräusch hörte sich an wie Stecknadeln im Motorraum, danach war wieder alles normal. Mehrere Parkplatzstopps zur Motorkontrolle brachten kein Ergebnis.
    Während der Fahrt war Wassertemperatur , Oeldruck u. Abgasfahne alles okay. Motor sprang auch stets gut an. Das X’ te Geräusch trat an einer Steigung auf, danach war alles eindeutig. Im Motor hatte es gerumpelt, die Autobahn war vom Kühlwasser eingenebelt worden. Nachfolgende PKW’s hatten die Warnblinkanlage eingeschaltet und wollten kurzzeitig nicht mehr überholen. Das war’s, Fahrtende, Standspur, 2,5 Std. Wartezeit auf den ADAC, rauf auf die Abschleppbrille, HA- Kardanwelle abgeflanscht und ab ging’s auf den Hof der Abschleppfirma. Mir war lange nicht so unwohl, wie in dem Moment.


    Schadensbilanz: Das zuletzt abgetrennte Kolben-Stahlringteil (3,5 x 2,0 x 0,5 cm) war “etwas gross” und hatte den Motorcrash verursacht. Wegen dem entstandenen Platzproblem zwischen Kolben und Zylinderkopf wurde der Kolben gestaucht, zugleich gegen die Laufbuchsenwandung gepresst und hat diese platzen lassen sowie den Zylinderkopf incl. Auslassventil und das Einspritzelement deformiert.
    In den Metall-Siebfiltern der Oelwanne waren jede Menge Späne zu finden.
    Kurios war, dass nur eine Lagerschale vom Pleuel Nr. 6 eine kleine Riefe hatte.
    Das Ölfiltersystem hatte also bis zum Schluss gut funktioniert.
    Neuteile: 6 x Alukolben, 6 x Laufbuchsen, 1 x Zylinderkopf incl. Ventile u. Einspritzdüsenstock, Pleuelbuchsen, Lagerschalen, Kopfdichtungen, Gummidichtungen usw.
    Der Motorschaden war bereits am 03-Mai-2008. Nach ca. 4 Wochen lief der L-60 wieder.
    Die Ersatzteile wurden kurzfristig in Ludwigsfelde bestellt und “Nico” hatte das Problem an den Wochenenden behoben.
    Mein ganz grosser Dank gilt hier dem Profi-Schlosser “Nico ”, der bereits kurz zuvor seinen L-60 Motor (Kipper) regeneriert hatte.


    Schlussbemerkung: Hinterher haben es alle schon vorher gewusst.
    Mit den jetzigen Erfahrungen kann ich sagen, “das Ereignis kuendigt sich an”.
    Ein damaliger L-60 Berufskraftfahrer hatte berichtet, sein L-60 Motor hatte im Jahr 1989
    die gleichen Symtome gezeigt, auch er ist in der gleichen Situation ahnungslos in den Motorcrash gesteuert.


    Meine Veröffentlichung im Allrad Forum von 2008.
    http://www.lkw-allrad.de/forum…rschaden-stahlgusskolben/
    Gruss

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    W. R.

  • Genau, nahezu so siehts aus. Und das nach Angabe des allseits bekannten Motorspezis bei ca. 100.000 km.
    Im Übrigen erkennt man recht schnell, auch ohne den Motor zu demontieren, ob man Stahlgusskolben hat. Wenn bei warmen Motor im Standgas das Abgas wieder grau wird, deutet alles darauf hin, dass Stahlkolben verbaut sind. Die Kolben kühlen im Standgas schneller aus und es kommt zur Nebelbildung.
    Nachdem ich, nach eben so einem Motorschaden, Alukolben verbaut habe, ist die Verbrennung auch im Stand bei warmen Motor nahezu optimal.
    Gefühlter subjektiver Nebeneffekt, der Motor läuft insgesamt ruhiger(leiser). Aber das kann ich mir auch einbilden.

  • Hallo,
    ich bedanke mich für die persönlichen Nachrichten (PN's) von einigen Mitgliedern und die freundlichen Worte zum Beitrag.
    Beantwortung erfolgt ebenso als PN.


    Hallo Striegistaler,
    richtig, ich schliesse mich Deiner Meinung an, der Motor läuft mit den Alukolben sehr ruhig. Die Kombination neue Alukolben, Zylinderlaufbuchsen, Lagerschalen, Pleuelbuchsen, Zylinderkopfdichtungen usw. tragen selbstverständlich mit zu dem positiven Ergebnis bei.
    Nach der Aktion sind noch neue Einspritzdüsen eingebaut worden, denn ich war bis zu 95 % aber noch nicht zu 100 % zufrieden. Das war dann der Punkt auf dem "i", danach lief der Motor wie eine Nauauslieferung aus Ludwigsfelde. Das war danach die Aussage eines alten IFA Werkstattmeisters.


    Hallo dt-racing,
    Frage Pleuel: Das Pleuel wurde geprüft, für in Ordnung befunden und wieder eingebaut.
    Die Reihenfolge der Materialzerstörung erfolgte hier lehrbuchmässig an den relativ leicht zu ersetzenden (nicht so hochwertigen) Teilen.
    Kolben, Zylinderlaufbuchsen, Lagerschalen u. Pleuelbuchsen haben die "Krash-Kräfte" aufgenommen und damit die hochwertigen Bauteile wie Pleuel und Kurbelwelle nicht beschädigt. Der L-60 war mal ein Kommunal Kfz. und hatte eine Laufleistung von nur 50.000 km.
    Der L-60 Motor ist schon gut.


    Gruss

  • Zitat

    Original von Striegistaler


    Gefühlter subjektiver Nebeneffekt, der Motor läuft insgesamt ruhiger(leiser). Aber das kann ich mir auch einbilden.


    Vielleicht mussten ja deswegen die L 60 nachträglich mit einem Zusatzschalldämpfer ausgerüstet werden, weil siewegen der Gußkolben zu laut waren?


    Bernd

    Gewinne Zeit durch vorher Nachdenken.
    lura

  • Zusatzschalldämpfer?
    Wo sitzt der denn und wie sieht er aus? Unserer Bj.´87 hatte nur den einen relativ langen Dämpfer (zylindrische Form).
    Habe mittlerweile einen anderen dran, hier im "Westen" wahrscheinlich einfacher, da keiner weiß wie das Ding im original aussah...;-)
    Der Prüfer fragte nur:" Ist der original?" und auf mein Ja hin, war das Thema gegessen. Wobei die Dämpferleistung (subjektiv) die gleiche ist, und somit es ja auch niemand stören dürfte...
    Gruß
    Florian

Mechanik

Mechanik der IFA Nutzfahrzeuge.