Im August 1990 kam das „Aus“ für den Mercedes-IFA-NKW L60 1318. Daimler Benz hatte plötzlich seine Zusage, das Ludwigsfelder NKW-Werk und das Nordhäuser Motorenwerk zu übernehmen, zurückgezogen. Damit war der größte Auftraggeber für die IFA weg gebrochen. Es begann ein Sterben auf Raten. 1993 hatte die TMW sage und schreibe nur noch 110 Mitarbeiter. Neunmal kluge Berater, auch aus der Politik wie der Staatssekretär Dr. Günther Krause, hatten dem Werk diverse Schlankheitskuren verordnet und die Umprofilierung auf „grüne“ Umwelttechnik vornehmlich Pflanzenölmotoren empfohlen. Die große Rapsölzeit sollte anbrechen.
Heute wird immer wieder die Frage gestellt: „War der Untergang der IFA unvermeidlich?“ Natürlich ist man im Nachhinein immer klüger. Trotzdem drängen sich einige Fehler und Versäumnisse geradezu auf:
Sich auf die Hilfe „von oben“ wie Daimler und Dr. Krause & Co zu verlassen war naiv und leichtfertig. Konnte man wirklich annehmen, dass Daimler in seinen südwestdeutschen Motorenwerken Tausende Mitarbeiter entlässt, um mit der IFA das größte Dieselmotorenwerk in Ostdeutschland zu übernehmen?
So wie an anderen ostdeutschen Industriestandorten mit Erfolg geschehen, hätte man sofort Kontakte mit den wichtigsten „Global Playern“ im Bereich der Nutzfahrzeug-Motoren aufnehmen müssen. Nur mit diesen großen internationalen Wettbewerbern hätte man Firmen wie Daimler und MAN „Beine machen“ können.
In Nordhausen fehlten in Kommunalpolitik und Wirtschaft Persönlichkeiten, die über entsprechende Verbindungen (heute „Connections“) verfügten. Wichtige Fachleute in der IFA, denen man die erforderlichen Initiativen zugetraut hätte, hatten aus verschiedenen Gründen schon 1990 die IFA verlassen.
Ein Fehler in der großen Politik wirkte sich fatal auf die Deindustrialisierung in Ostdeutschland aus: Mit großzügigen Abfindungen und Vorruhestandsregelungen wurde ein Großteil der Ingenieurgeneration eines ganzen Jahrzehnts quasi in den Ruhestand gelockt. Man traute ihnen und manchmal sie sich selbst nicht mehr den Neueinstieg in die Marktwirtschaft zu. Ein folgenreicher Irrtum! Wie sich herausstellte waren die Ingenieure und Facharbeiter aus der DDR ihren Westkollegen in Ausbildung und Motivation mindestens ebenbürtig. Was hätten die so unnötig durch die Sozialsysteme alimentierten Vorruheständler an Ingenieurwissen einbringen und neue Arbeitsplätze schaffen können! Auch auf die Gesundheit der Betreffenden hat sich der plötzliche Verlust an Verantwortung nicht immer positiv ausgewirkt.