Hallo liebe IFA-Gemeinde,
wollte mich nach ein paar Tagen des stillen Teilhabens an diesem genialen Forum einmal für Eure Präsenz hier bedanken und mich dabei gleich einmal vorstellen.
Ich hoffe Euch mit meinem Lebenslauf nicht zu langweilen, aber nach einer Eingebung am letzten Donnerstag habe ich das dringende Bedürfnis mich Gleichgesinnten - ich unterstell' Euch das jetzt einfach mal - mitzuteilen. Und ich denke mal, von uns IFA-Infizierten kann es doch nicht genug geben!
So denn:
Ich bin gebürtiger Rostocker mit Baujahr '81.
Nachdem meine Familie und ich - der Arbeitsplatzsuche geschuldet - Mitte der 90er ins Rheinland gezogen sind arbeite ich seit nunmehr gut 7Jahren ganz im Süden der Republik, auf der sch(w)äbischen Alb. Unser Unternehmen beschäftigt sich mit dem (Um-)Bau von Fahrzeugen für Menschen mit Handicap, wie man es mittlerweile politisch korrekt ausdrückt, und ich darf mich Projektleiter der Abteilung Entwicklung Elektronik nennen.
Jetzt aber mal zum Wesentlichen:
Ich kam zum IFA über die Tätigkeit meines damaligen Stiefvaters in der LPG(P).
Egal ob RS09, ZT300/303 (wenn ich mich recht entsinne hatte die Stäbelower LPG sogar nen Zingster ZT) oder W50 (als Leutewagen, am liebsten aber als LA/Z mit 2SK-ND oder EAS und HW80) - ich durfte überall mit. Natürlich ist es als lütter Bengel immer ne aufregende Sache mit Vati auf ner möglichst großen, in jedem Fall aber ordentlich krach machenden Maschine zu sitzen.
Jedoch hatte es mir der W50 mit Abstand am meisten angetan und ließ mich fortan nicht mehr los.
Ob auf dem Schulweg oder gar im Führerhaus: Ich werd niemals das Gefühl vergessen, das mich überkam, wenn ich den schönsten LKW der Welt bei seinen arbeitsreichen Ernteeinsätzen beobachten konnte. All die Gerüche und Geräusche und nicht zuletzt auch die vollkommene und imposante Optik - schön, die Zeit noch am eigenen Leib erfahren haben zu dürfen.
Na ja, irgendwann kam dann eben diese unsägliche Kehre, alles Bekannte und das meiste Erfreuliche wich dem Neuen, die Familie zerbrach und Arbeit war sowieso keine mehr vorhanden.
Also in den Westen, Neuanfang. Und weit und breit kein W50. Immerhin ließ das Hobby Modellbau noch die Annäherung an den guten Ludwigsfelder zu.
Und dann eben Pubertät, Lehre (zum KFZ-Mechaniker) erste Freundin, zweite Freundin, dritte ... r Arbeitsplatzwechsel, Fragen über Sinn und Unsinn des Lebens, der stetige Kampf gegen den Materialismus, die zunehmende soziale Kälte und Oberflächlichkeit der Menschen, die tagtägliche Ernüchterungen ob all der neu aufgedeckten und in Sachen Dreistigkeit kaum mehr zu überbietenden Machenschaften der Politik als ausführendes Organ der (Banken-)Wirtschaft - na ja, das Übliche eben.
Fast wäre mein Leben in der Mittelmäßigkeit und Resignation verblieben, wenn ich letzten Donnerstag nicht plötzlich eine alles verändernde Vision gehabt hätte:
Auf der Suche nach einem H0-Modell kam mir in der Bucht plötzlich ein W50 LA/A mit teilausgebautem LAK II und zwar im Maßstab 1:1 unter die Augen.
Ich wollte schon weiterklicken, doch dann dachte ich mir, warum eigentlich nicht? Die Umstände lassen es eigentlich gar nicht zu (keine Garage, keine eigene Werkstatt, eigentlich auch kein Bock auf Camping-Urlaub, Geld hat man sowieso nie genug auf dem Konto, die Freundin würde es auch nicht freuen, wenn ich noch mehr Zeit und Geld in etwas anderes als in sie investierte und ein besonders spontaner Mensch bin ich üblicherweise auch nicht), warum also nicht die Gelegenheit zum Unfug nutzen?!!
Also, ich zur Freundin (wir führen übrigens ne Wochenendbeziehung über 400Km Distanz): Sag mal Schatz, Du wolltest mich doch schon immer zu einem Camping-Ausflug zw... äh bewegen. Jetzt ergäbe sich kurzfristig vielleicht etwas.
Und siehe da, sie (Wessi) fand tatsächlich Gefallen an dem ehemaligen NVA-"Ungetüm".
Fahrzeug stand laut Bildern ganz gut da, war schon abgelastet, Bj.'78, Oldtimer-Papiere etc.. Der Preis sah zunächst auch erträglich aus.
Also mal hier im Forum recherchiert, was so ein Fahrzeug denn Wert sein könnte und worauf man beim Kauf achten sollte. So zog ich meine Schmerzgrenze für eine derart spontane Ausgabe - und beim Onlinekauf weiss man ja auch nie so genau was man bekommt, Fzg, stand nicht mal eben um die Ecke - bei 7500 bis max. 8000€. Der Rest würde sich schon ergeben.
Derart angefixt also mal ein paar Pläne geschmiedet und siehe da, ganz so unvernünftig würde diese Ausgabe an sich gar nicht werden. Und nicht zuletzt auch noch den Kindheitstraum verwirklicht!!! Was will man mehr (und womit zum Teufel hab ich eigentlich all die Lebensjahre seit der Annexion der DDR verplämpert?!).
Leider kam es dann wie es kommen musste: Ein anderer Käufer war nicht gewillt, sich die Gelegenheit entgehen zu lassen.
- Ernüchterung, als er dann für 9000 und ein paar Zerquetschte über den Tisch ging - zuviel für einen Onlinekauf, wie ich persönlich empfinde.
Auch der Eindruck, dass der Höchstbietende noch weit mehr hingeblättert hätte konnte mich zunächst kaum trösten.
Aber egal. Was bleibt, ist eine neue Perspektive für's Leben!
...Und die Verwunderung über meine Freundin (der gegenüber ich mich sonst so oft erklären muss, wenn es um Ost/West-Themen geht).
In diesem Sinne werde ich an der Realisierung meines Traumes dranbleiben und intensiv nach der nächsten Gelegenheit für einen gut erhaltenen W50 LA/A mit LAK II suchen.
Für den Fall, dass hier ein Besitzer eines solchen mitliest, der diesen aus mir nicht erklärlichen Gründen abgeben möchte... Ich wär wohl ein dankbarer Käufer - beinahe so ein leichtes Opfer wie viele DDR-Bürger, als sie 1989 den westdeutschen "Gebrauchtwagenverkäufern" auf dem Leim gingen.
Also, dann schließe ich mal mit meinen Ausführungen bevor ich mich schon wieder zu sehr reinsteigere...
Habt Dank Jungs und Mädels dieses Forums, dass Ihr einen wie mich nicht für verrückt erklärt, sondern als Teil der Gemeinde versteht und mit Rat und Tat, ja im Ernstfall sogar über eine Notfall-Nummer zur Seite steht - wie geil ist das denn bitteschön?!?!!!
Es ist - gerade für mich als zukünftiger Einsteiger und mit Wohnhaft im tiefstem Westen - von unschätzbarem Wert, auf Eure Erfahrungen mit der Technik zurückgreifen zu können und zu wissen, dass man bei Problemen, wie sie bei in die Jahre gekommener Technik immer auftreten können, nicht allein da steht.
Nebenbei bemerkt macht es einem der freundliche Umgangston in diesem Forum umso leichter, an so aufregenden Tagen wie diesen, wo man kaum innehalten kann vor Freude, sein Herz wildfremden Menschen gegenüber auszuschütten ohne Angst zu haben, dafür verspottet oder schief angeguckt zu werden.
Auch dafür herzlichen Dank!
Mit besten Grüßen und auf bald,
Euer Andy