Differentialgetriebe (Achsantrieb) aus Hinterachse herausbekommen – wie geht das?

  • Hallo Forum,


    nun wird das Wetter wieder angenehm und mein Getriebeumbauprojekt geht weiter. Ich will die Laufrichtung der Hinterachse meines W50 LA umdrehen; dazu muss der Achsantrieb (auch gemeinhin Differential genannt) um 180 Grad gedreht werden. Doch das schaffe ich nicht, denn ich bekomme das Differential nicht aus der Achse heraus! Hilfe! Doch von Anfang an:


    Ich habe mich zum Differential vorgearbeitet. Die Räder und die Karadanwelle wurden abgeschraubt, die Bremsen entfernt und die Vorgelege abgebaut. Die Zahnräder und die Lager der Vorgelege habe ich abgezogen. Danach konnten die Schutzrohre weggenommen werden. Nun hängt das Differential allein in der Achse. Da soll es heraus.


    Das Werkstatthandbuch meint lapidar: „Achsantrieb aus der Tragachse ausbauen (Paßstift zurückschlagen)
    So weit, so einfach. Dachte ich. Die im Kreis angeordneten Schrauben gelöst und die Oberfläche rundherum blank geschliffen, auf der Suche nach dem Paßstift. Alles abgesucht, ihn nicht gefunden. Na gut, dachte ich, haben die den wohl irgendwann eingespart. Aber nun ist das Differential frei und kann raus.


    Und dann habe ich tagelang gewackelt, gedrückt und gerüttelt. Mit WD 40 behandelt. Und die Achse sogar stark erhitzt. Das Differential hat sich kein Stück bewegt. Es sitzt da immer noch frech und feist in der Achse und scheint festgerostet. Was insofern merkwürdig ist, als dass sonst nichts an diesem Auto Rost hat. Ich bin mit dem Latinum am Ende. Große Gewalteinwirkung will ich nicht versuchen, denn wo sollte ich mit dem Vorschlaghammer drauf hauen? Auf das Gußgehäuse oder auf den Triebling? Beides scheint mir keine gute Idee.


    Meine Frage an Euch: Habt Ihr Erfahrung mit dem Herausnehmen des Differentials? Gibt es einen Trick? Sollte es einfach so herauskommen? Gibt es vielleicht doch irgendwo den geheimen Paßstift, der das Ding auf seinem Platz hält? Müssen spezielle Zauberformeln gesprochen werden, damit das Differentialgetriebe sich aus seiner Achse löst?


    Ich bin verzweifelt und wäre für jeden Hinweis dankbar!


    Viele Grüße,
    el Capitán

  • Hallo,


    da Vorder- und Hinterachse diesbezüglich gleich sind, sollte es keinen Trick geben. Das Diff ist in zwei ausdrehten Ebenen in der Achsbrücke gelagert und nur durch die Schrauben auf der Trieblingsseite festgeschraubt.


    Meins ging an der Vorderachse gerade noch ohne ölen gut raus. Zeigte aber schon Rost zwischen den Flächen, siehe Bild. Wenn der zu stark ist, kann das sicherlich schwer bzw. garnicht rausgehen. Rost wird durch das


    Spritzwasser hinten eher ein Thema sein als vorne.




    Gruß Lifor

  • Hallo Lifor,


    da Vorder- und Hinterachse diesbezüglich gleich sind, sollte es keinen Trick geben. Das Diff ist in zwei ausdrehten Ebenen in der Achsbrücke gelagert und nur durch die Schrauben auf der Trieblingsseite festgeschraubt.


    Meins ging an der Vorderachse gerade noch ohne ölen gut raus. Zeigte aber schon Rost zwischen den Flächen, siehe Bild. Wenn der zu stark ist, kann das sicherlich schwer bzw. garnicht rausgehen. Rost wird durch das


    Spritzwasser hinten eher ein Thema sein als vorne.


    vielen Dank für die Infos! Und besonders für das gute Foto! Jetzt kann ich mir besser vorstellen, wie und wo es zusammengerostet sein wird.


    Seit einer Weile wird das Getriebe mit Kriechöl behandelt. Wenn das nicht ausreicht, dann werde ich wohl einen Abzieher bauen müssen.


    Viele Grüße,
    el Capitán

  • Hallo Forum,


    Wie ich das Differential herausbekam:


    Ich habe das Differential schließlich aus der Achse entfernen können. Es war schlichtweg festgegammelt – aber massiv. Wir mussten mit zwei Autogen-Schweißgeräten gleichzeitig die Achse erwärmen, damit sich die schnell genug ausdehnte, um das Differential mit einem Lehmann herausschlagen zu können (natürlich wurde nur auf das Gehäuse geschlagen). Das war mühsam, gelang aber!


    Dann habe ich das Differential um 180° gedreht wieder eingesetzt. Nun drehen die Räder der Hinterachse falsch herum. :D Ich werde Euch berichten, ob das alles so hinhaut, wenn das passende Verteilergetriebe eingebaut und angeschlossen ist.


    Beste Grüße,
    el Capitán

  • Hallo,



    Bin mal so frei...
    Da gibts wohl noch ein anderes Getriebe hinterm Deutz?!


    ich habe mir einen 913er Deutz-Motor in den W50 eingebaut. Dann war der Aufbau des Antriebsstranges so:


    Deutz-Motor → Deutz-Kupplung → Deutz-Wechselgetriebe → Kardanwelle → IFA-Wechselgetriebe → IFA-Verteilergetriebe → Kardanwellen → Achsen


    Wozu zwei Wechselgetriebe? Mehr Gänge! Ich will im Gelände sehr langsam und auf der Autobahn schnell fahren können. Das Deutz-Wechselgetriebe war zufälligerweise noch am Deutz-Motor dran, als ich den bekam. Da dachte ich: 5*5*2 = 50 Vorwärtsgänge sind doch eine schöne Sache.


    Das hat auch alles gut funktioniert und der W50 fuhr nun. Nur leider jetzt komplett unsynchronisiert, da die armen Synchronringe im IFA-Wechselgetriebe das Deutz-Wechselgetriebe nicht mitbeschleunigen bzw. abbremsen konnten.


    Dann habe ich festgestellt, dass mein IFA-Wechselgetriebe einen Defekt hat. Ich beschloss, es nicht zu reparieren, sondern rauszuwerfen. Gewicht sparen und mehr Zuverlässigkeit durch weniger Dinge, die kaputt gehen können, war nun meine Devise. Dazu brauchte ich ein Deutz-Verteilergetriebe. Dies baute ich statt der IFA-Getriebe ein. Leider drehte nun die Hinterachse (aus Sicht des neuen Verteilergetriebes) falsch herum. Deswegen musste ich die Laufrichtung der Hinterachse ändern.


    Mein neuer Aufbau ist nun:


    Deutz-Motor → Deutz-Kupplung → Deutz-Wechselgetriebe → Kardanwelle → Deutz-Verteilergetriebe → Kardanwellen → Achsen


    Das ist alles schon fertig. Ich muss nur noch ein Gestänge für die Gangschaltung bauen, dann kann ich damit fahren.


    Manchmal denke ich, ich könnte auch noch die Achsen durch Deutz-Achsen austauschen… … …kleiner Scherz.


    Beste Grüße,
    el Capitán

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von el Capitan ()

Mechanik

Mechanik der IFA Nutzfahrzeuge.