Allrad und Sperren, oder : Was ich gestern so gemacht habe

  • Moin Moin


    So.
    Jetzt muss ich nochmal für mich Hirni nachfragen.
    Suchfunktion funktioniert gut zum Thema.


    Aber. Wir müssen das jetzt mal Bildlich erörtern.


    Gestern auf meiner Matschwiese bin ich fast verrückt geworden.


    Ursprung Auto mit Holzspalter. Nach 2 Metern war absolut Ende. Direkt auf dem Matsch mit frisch gehäckselter Grasnarbe. Schmierseife.


    LKW aus der Scheune geholt.


    Rauf auf die Wiese.
    1. Normaler Straßengang. Keine Sperre, Kein Allrad zugeschaltet.
    Ende, nachdem beide Räder hinten durchdrehen. Erst das eine mit dem geringeren Widerstand, dann das andere.


    2. Allrad mit der Untersetzung zugeschaltet.
    LKW fährt wieder vorwärts. Aber die hinteren Räder drehen trotzdem noch durch.
    Bedeutet für mich, der LKW wird über die Vorderräder gezogen.
    Frage hierzu : Sind jetzt schon die Hinterräder gesperrt? Werden beide Räder gleichmäßig angetrieben auch wenn eines davon in der Luft hängt? ( Nur bildlich geschrieben zum verstehen )


    Holzspalter steht jetzt am Spalterort.
    Nach dem spalten alles wieder zurück. Von der Wiese geht es nur über ein Anstieg wieder raus. ( 4 Meter lang 3 Meter breit mit ca. 25 Grad Steigung, genauso matschig )


    3. Spalter am LKW vorne angehangen. Mit Allrad mühsam rückwärts von der Wiese runter. Hinterräder drehen permanent durch. LKW bewegt sich aber.
    Jetzt zum Anstieg: LKW rückwärts hoch.
    Frage: Hinterräder drehen durch und er versucht sich links und rechts vom Hügel zu schieben, aber nicht mehr rückwärts geradeaus hoch, wie geplant. Warum?
    Warum schiebt mich das angeblich zugeschaltete Allrad nicht über die Vorderräder einfach weiter hoch?


    4. Hinterachse gesperrt. Rechter Hebel nach oben. Dann ging es wieder.
    Was passiert da genau? Achse hinten gesperrt. Beide Räder hinten drehen 100 % gleichmäßig.
    Und die Vorderachse kriegt JETZT das Übersetzungsverhältnis 1:1 von der Hinterachse? Vorder- und Hinterachsräder drehen gleich schnell?


    Der Spalter steht nun draußen.
    Jetzt noch den Passat von der Wiese ziehen.


    5. Allrad eingeschaltet, Hinter und Vorderachse gesperrt, Hügel rauf, Passat draußen. ( Hätte er vermutlich auch ohne Vorderachssperre geschafft )
    Die Funktion Vorderachse sperren heißt jetzt nur noch, beide Vorderräder gesperrt, drehen sich 100% gleich schnell?
    Zuschalten der Funktionen, Reihenfolge für mich ist:
    Allrad
    Sperre hinten
    Sperre vorne


    Ich schalte aber erst zu wenn nix mehr geht um eventuelle Schäden ( Verspannungen, etc. ) zu vermeiden.





    Soso.
    Lange rede kurzer Sinn.
    Hintergrund meiner Frage ist ganz einfach:
    Ich bin mit Felix in Peckfitz schon krasse Steigungen gefahren.
    Habe meinen schon durch den matschigen Wald gezogen. Voll beladen und auch mit Anhänger.
    Alles ohne das kleinste Anzeichen von Anstrengung.


    Und jetzt steh ich bei mir auf der Wiese mit nem bisschen Schmierseife als Untergrund und mein Fuffi radiert so rum? Ist das normal?



    Vielen Dank schon einmal für die Antworten.
    Ich schreib immer ein wenig, damit Ihr Euch 1:1 reinversetzen könnt. Hehe.
    Und ja. Nächstes Mal gibt es auch garantiert ein paar Bilder. :)


    Bis bald meine Lieben


    Gruß, der Addi

    Der Schrauber schafft, der Hebel wächst,
    die Kraft nimmt zu, die Schraube ächzt...
    "knacks" machts
    Zu spät merkt es seine Großhirnrinde:
    Die Schraube trug ein Linksgewinde.

  • Wichtig beim Fahren ist die richtige Drehzahl, zu viel Gas und Du hast keine Traktion, die Räder drehen durch, zu wenig Drehzahl, der Karren verreckt. Meine Erfahrungen sagen mir, dass viele Fahrer meist definitiv zu viel Gas geben und so zu viel Traktion verloren geht, die Räder drehen durch. Ein weitere Punkt ist das Profil und was für Reifen aufgezogen sind.
    Die ND Reifen also die Balloner, haben keinen guten Grip auf Matsch und Schnee, sind eher für sandige Böden geeignet.
    Bei der HD Bereifung gibt es unterschiedliche Profile, gut ist das Profil mit den, wie ich es nenne "Kästchen-Profil".


    Die Sperren sollte man mit Köpfchen einsetzen.
    Beim W50 sind alle Sperren 100 % Sperren, d.h. wird das Getriebe oder eine Achse gesperrt entsteht ein gleichmäßiger Kraftfluss, die Räder drehen mit gleicher Drehzahl, dann schiebt sich aber der LKW meist etwas aus der Spur und der LKW beginnt zu rutschen. Serienmäßig ist bei dem W50 Getriebe und HA zusammengefasst beim Betätigen der Sperre, reicht meistens auch aus, ich persönlich habe es so gemacht, dass alle Sperren einzeln zu schalten sind, den oftmals reicht es schon, wenn das Verteilergetriebe gesperrt ist und ein weiterer Effekt ist, der LKW bleibt besser lenkbar und der Verschleiß ist weniger.


    Wenn ich schwierige Passagen befahre, die sich vorher ankündigen, bleibe ich meist vorher stehen und schaue mir den Abschnitt an, oftmals steige ich auch aus und laufe die Strecke ab. Dann gehe ich im Kopf durch, wie ich die Strecke fahren werde. Nun schalte ich die Untersetzung mit Allrard ein und meist auch schon die VTG Sperre und fahre mitmöglichst mitllerer Drehzahl die Passage an. Bei ein wenig Erfahrung hört man auch, wie der LKW sich auf dem Grund bewegt und so dosiere ich auch die Drehzahl , man hört und spürt wenn die Räder anfangen durch zudrehen.


    Ganz wichtig auch, Schalten in andere Gänge vermeiden, solange es knifflig ist.


    Zuschalten sollte man in der Reihenfolge:


    Zuerst VTG-Sperre und wenn die HA daran angeschlossen ist, sperrt diese ja gleich mit, ansonsten im nächsten Schritt die HA zuschalten, zum Schluß die VA. Wenn alle Sperren eingeschaltet sind, drehen alle Räder mit der gleichen Drehzahl.
    VA nur zuschalten wenn nichts mehr geht und aufpassen, dass man jetzt beim Lenken ein sehr störrischen LKW hat, der sich nur noch schlecht lenken lässt.


    Sperren sofort wieder ausschalten, wenn diese nicht benötigt werden.
    Oftmals gehen die Sperren nicht so ohne weiteres raus, dann hilft es meisten den Rückwärtsgang einzulegen und solange rückwärts zu fahren, bis die Sperren sich lösen.


    Wenn möglich Sperren nur auf Weichen, oder lockeren Bodengrund einsetzten, das erhöht die Lebensdauer.

  • - Ausgangslage --> Hinterradantrieb, Drehzahlausgleich zwischen beiden Rädern


    - Allrad zuschaltet --> kombiniert mit Untersetzung, Achtung!! Verteilergetriebe besitzt ein Differenzial, welches unterschiedliche Drehzahlen an den Achsen zulässt. Vergessen viele. Bedeutet, wenn ein Rad irgendeiner Achse durchdreht, wird von den anderen Rädern garnichts oder nur sehr wenig Kraft übertragen. Dieser Schaltzustand alleine macht im Geländeeinsatz eher wenig Sinn. Der Vorteil erschließt sich erst, wenn man den W50 als Zugmaschine begreift. Also mit 2 Anhängern bei griffigen Untergrund den Berg rauf.


    - rechten Sperrenschalter betätigen --> Verteilergetriebe wird gesperrt. Vorder- und Hinterachse haben gleiche Drehzahl. Ebenso wird die Quersperre der Hinterachse betätigt. Beide Räder der Hinterachse drehen gleich. Aber daran denken, dreht ein Rad an der Vorderachse durch, sorgt nur die Hinterachse für Vortrieb.


    - linken Sperrenhebel betätigen --> Beide Räder der Vorderachse drehen mit gleicher Drehzahl.


    So gesehen, scheint dein Allradsystem so zu funktionieren wie es vorgesehen ist.


    Und das schmieren wie auf Seife kommt daher, daß du keine Last auf dem Arsch hattest. Daher dreht bei leeren Fahrzeug mit eingelegtem Allrad ohne aktivierte Sperre auch zuerst die Hinterachse durch, da diese leichte als die VA ist. Hier der Zusammenhang: höhere Gewichtskraft = höhere Haftreibung --> höhere Kräfte können übertragen werden.


    Gruss Björn

Mechanik

Mechanik der IFA Nutzfahrzeuge.