Mit dem IFA LKW W50 in die Mongolei

  • Hallo Forum,


    seit knapp einem halben Jahr sind meine Partnerin Swantje und ich auf dem Weg nach Osten – in die Mongolei – mit unserem Wohnmobil-W50. Inzwischen sind wir in der Türkei und haben es bis kurz vor die georgische Grenze geschafft (wir sind also nicht besonders schnell). Unsere Jobs und die Wohnung in Berlin haben wir gekündigt. Als Wohnbereich dient ein selbstgebauter Holzkoffer.



    Wir werden uns im nächsten Herbst wieder in Richtung Europa auf machen, denn der Winter soll uns nicht in der Mongolei oder in Sibirien erwischen.


    Bislang haben wir intensiv Italien, Griechenland und die Türkei bereist. Ernsthafte Geländefahrten gab es (leider) noch nicht. Europa hat einfach zu wenig Steppe und Wüste… Die interessanten Offroad-Strecken im Gebirge sind häufig nichts für uns, da das Fahrzeug mit 3,60m Höhe einfach zu hoch ist, um sich durch Wälder zu kämpfen. Trotzdem hatten wir bislang eine fantastische Reise, haben viel gesehen und eine Menge über das Leben in den genannten Ländern gelernt.




    Allerdings ist der W50 auch kein richtiger W50 mehr… In den langen Monaten vor der Reise habe ich eine Menge Umbauten gemacht. Neben den Conti MPT81-Reifen gibt es noch die Reserveradhalterung vorne, große Tanks, einen Staukasten und einige Umbauten am Antriebsstrang (die Probleme mit der Zylinderkopfdichtung habe ich endgültig beseitig).




    Weitere Eindrücke von unserer Reise könnt Ihr in unserem Blog unter http://offroadtruck.de nachlesen.


    Beste Grüße,

    Lew

  • Hut ab vor eurer Reise, die Entscheidung, alles aufzugeben und so eine Tour zu starten, ist bestimmt nicht so einfach, das ist ja schon fast wie Auswandern. Da muss das Miteinander auch passen, da man viel Zeit zusammen verbringt. Der W50 ist wieder das Beste Beispiel dafür, das das Altbewährte für solche Reisen, die bessere Wahl ist. Mich würde interessieren, was du alles modifiziert hast, und wie man sowas vortwährend finanziert, vielleicht können hier einige von euren Erfahrungen profitieren, wenn ihr mal Zeit habt und nicht Eurem Essen hinterher jagen müsst😆, natürlich freuen wir uns auf hoffentlich noch viele Fotos. Na dann habt noch eine schöne Zeit und viele spannende Abenteuer und lernt interessante Menschen kennen.

    Grüsse RoWi

  • Renato : Ja, hat er: Motorumbau


    Respekt. Schöner Reisebericht. Habe gerade den Abend damit verbracht das komplett durchzulesen. Hätte nicht gedacht, dass die "Bretterbude" ;) so eine Tour durchhält. Hättest Dir das auch leicht beim Crash mit dem Balkon abzupfen können.


    Wünsche euch weiterhin viel Spaß bei eurer Tour.

  • Hallo Leute,


    erstmal vielen Dank für das Lob und die positiven Reaktionen auf unsere Reiseberichte!


    Ja, wiederkehrende Probleme mit der Kopfdichtung wurden durch den Einbau eines Deutz-Motors (BF6L913) beseitigt. Nieder wieder Probleme mit dem Kühlwasser – denn es gibt keines mehr. Der neue Motor macht sich bislang gut.


    Der Aufbau ist mehr als eine Bretterbude. Die Grundlage bildet der Ifa-Personentransport-Koffer. Der ist – so weit ich weiß – so aufgebaut wie der Werkstattkoffer, bloß ohne Außenklappe. Die Pressspan-Platten mit den inneren Pappwaben habe ich entfernt und durch Holz-Fachwerk ersetztet. Neben Dampfsperren, Isolation und Hinterlüftung wurde die Bretterbude dann von innen mit Multiplexplatten versehen und von außen mit Nut- und Feder-Brettern verkleidet. Das Dach hat massive Spanten, auf die in Längsrichtung Bohlen geschraubt sind. Darüber liegt feuerverzinkes Blech als Wetterhaut. Der Koffer sollte also stabiler sein als der verbreitete Werkstattkoffer.


    Zu Deiner Frage, RoWi, was ich alles modifiziert habe: Viel! Zu viel, um das hier alles aufzuzählen. Ich bin ziemlich stolz, dass sich alle meine Umbauten nach 6-monatigem Einsatz ohne ernsthafte Mängel bewährt haben. Es handelt sich ja um einen Prototypen.


    Ich kann mal ein zufällig ausgewähltes Beispiel für einen Umbau geben:

    Beim Bau des Koffers (vor 12 Jahren) habe ich dummerweise nicht an einen Platz für das Ersatzrad gedacht. So musste ich es auf die (in dem Zusammenhang selbst gebaute) Stoßstange setzen. Dabei habe ich auf große Schwingungsfestigkeit geachtet, da die Konstruktion auch langwierige Pistenfahrten überstehen soll. Außerdem möchte ich das Rad dort alleine ohne äußere Hilfsmittel anbringen können – brauche dazu also einen eigenen kleinen Kran. Dazu habe ich einen alten Meiller Hevo 202 Kurbelmechanismus zum Anstecken gekauft und eine Halterung für ein Rohr angebracht. Hier ein 3D-Modell noch mit Ifa-Ballonreifen:




    Das Rad liegt nicht nur auf einer Rahmenverlängerung, sondern wird auch schräg nach hinten gegen den Rahmen abgestützt, damit es nicht schwingen kann:




    Die Platte zur Verschraubung des Rades in höhenverstellbar angebracht, damit sowohl die Ifa-Ballonreifen als auch 14.5R20-Räder an die Halterung passen.


    Wie man an den 3D-Modellen erkennt, mache ich gerne Konstruktionen auf Basis von mit Laser ausgeschnittenen Blechplatten. Das Lasern ist inzwischen sehr billig und spart viel Arbeit.


    Zur Frage nach der Finanzierung einer solchen Reise:

    Wir haben keine Kinder und die letzten Jahre vor der Reise beide in Vollzeit gearbeitet und gespart. Reisen kostet aber erstaunlich wenig. Wir haben alle laufenden Kosten in Deutschland beendet: Wohnung, Job und Versicherungen gekündigt. Als Krankenversicherung habe wir eine viel günstigere reine Auslandskrankenversicherung. Die Gesamtkosten der letzten 6 Monate für alles, was vom Konto abgeht, belaufen sich im Durchschnitt pro Person und Monat auf ca. 650 €. Der größte Teil davon geht für Diesel drauf. Dabei waren wir die meiste Zeit in Europa, was ja teurer ist als Russland und die Mongolei.




    Beste Grüße,

    Lew

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