moin Thomas,
ich weiß garnicht, ob ich dich hier schon begrüßt hatte, hier im besten Forum der W50 und L60 Verrückten. Also willkommen und immer viel Spaß mit dem IFA und den Verrückten hier
Deine Gedanken habe ich erstmal alle gelesen und ich kann mich da meinen Vorrednern nur anschließen - das grundsätzliche Problem eines L60 ist der Pflege- und Wartungszustand aller Komponenten, dazu kommen noch die Fragen der verbauten Kolbenart im Motor, die Laufleistung des Getriebes (Gleitsteine, Schiebemuffen usw. im VTG bzw. auch Nachschaltgruppe genannt), die ganze pneumatische Anlage, kaum Fahrzeuge die 30 Jahre alt sind und das nächste Problem - die generell nicht zu verachtende Ersatzteilfrage. Es gibt kaum Ersatzteile am Markt, die original sind und die die es gibt, sind unheimlich teuer. Nachbauten gibt es kaum, einiges regeneriertes, was überhaupt nichts taugt (Druckregler, Dreikreisschutzventil, elektropneumatische Ventile usw.). Was dem L60 einfach fehlt, ist die Zeit um die Kinderkrankheiten an diesem Fahrzeug auszumerzen. Begonnen wurde mit der Produktion um 1986/87 und endete 1989. Was wollte man da groß ins reine bringen? Den W50 gab es seit 1965, basierend auf einigen Teilen seiner Vorgänger, es wurde weiter entwickelt in 20 Jahren, zwar nur Kleinigkeiten, aber die haben geholfen, ihn so lange am Leben zu erhalten und für jeden Kraftfahrer auch unterwegs in gewissem Umfang reparieren zu können, ohne nach ner Werkstatt oder "ADAC" (welchen es nicht gab bei uns) zu rufen. Es wurde selbst Hand angelegt unterwegs, da es weder Handy noch andere Kommunikationsmöglichkeiten gegeben hat. Ebenso halfen sich die Kraftfahrer da noch gegenseitig.
Der L60 ist nur mit Druckluft zu betreiben, was die ganze Sache nicht einfacher macht. Am W50 war alles Lebensnotwendige mechanisch. Man kann den W50 sogar ohne externe Drucklufteinspeisung abschleppen, mußte keine Kardanwellen vor dem Abschleppen demontieren usw.
Ja ich gebe zu, der L60 ist vom fahren her, der schönere Wagen, das liegt einfach am 6 Zylinder Reihenmotor. Nur sollte man nicht vergessen, auch der W50 hat uns überall hingebracht und das recht zuverlässig. Viele Ausfälle waren der Mangelwirtschaft an Ersatzteilen geschuldet und das es keine wahre Zeit gegeben hat, um immer alles perfekt zu reparieren. Die Fahrzeuge mußten einfach laufen, da sie gebraucht wurden in den Betrieben. Wenn du natürlich einen W50 aus der NVA bekommen könntest, wäre das eventuell ein Glückgriff, da diese meist wenig gelaufen haben und gepflegt worden sind. Aber auch jeden anderen W50 kannst du nehmen, so lange es keine runter gewirtschaftete Kolchosen Bude ist.
Der W50 ist im großen und ganzen wesentlich reparaturfreundlicher, ne Zylinderkopfdichtung kostet um die 10-15 Euro, davon brauchst du sage und schreibe 2 Stück, beim L60 brauchst du 6 und da kostet ein Satz dann schnell mal um die 120-150 Euro, abgesehen von den Metalldichtungen (die es nicht als Nachfertigung gibt), welche so ab 200 Euro aufwärts gehandelt werden, falls du welche bekommst. Die Motorentechnik und Anbauteile gab es auch in Traktoren, Mähdreschern usw., da findest du überall noch Teile für den 4 Zylinder.
Ich könnte mich hier noch weiter auslassen, nicht um den L60 schlecht zu machen, sondern um dir nur einige Dinge aufzuzeigen und dich zum überlegen anzuregen. Wenn du ins Ausland mit dem L60 möchtest, da du was von Expedition geschrieben hast, würde ich immer zum W50 greifen, erst recht, wenn du jetzt beginnst, eine Schlosserlehre bzw. einen Kurs in Fahrzeugtechnik zu belegen hier bei uns und dann hauptsächlich bei dir und mit dir allein am Fahrzeug im praktischen Bereich. Das ist jetzt nicht abwertend gemeint.
Klar wirst du hier immer Hilfe bekommen im Forum, einfach nur fragen und wir werden versuchen, die Fragen zu beantworten, wenn auch nicht immer gleich sofort, da die meisten Mitglieder einer Arbeit nachgehen müssen/dürfen/wollen.
viele Grüße
maffi