Rapsölbetrieb, mit Risiken und Nebenwirkungen (Variante 1+2)
Alle Jahre wieder kommt die Diskussion zum Rapsölbetrieb auf, besonders wenn man glaubt sparen zu müssen.
Der Beitrag soll vorrangig die neuen IFA Besitzer ansprechen.
Variante 1:
100 % Rapsölbetrieb, (hier sind technische Veränderungen erforderlich).
Rapsöl ist ca. 10 x dickflüssiger als Dieselkraftstoff und durch Erwärmung (z. B. elektrische Vorwärmung) wird Rapsöl dünnflüssig gemacht, das ist bekannt. Rapsöl erreicht gegenüber Dieselkraftstoff im Verbrennungsraum eine höhere Temperatur.
Die Standard-Kolben in den Motoren können bei diesen höheren Temperaturen Schaden nehmen, jedoch nicht ein spezieller “Ferrotherm-Kolben”. Dieser kann Temperaturen bis 600 Grad Celsius aushalten. Ein normaler Standard-Kolben ist bis 300 Grad Celsius ausgelegt. Wer sein Kfz. auf 100 % Rapsölbetrieb umgestellt hat und täglich mit Rapsöl fährt, bzw. berufsmässig mit so einem Kfz. fahren muss, der sollte auch diesen Temperatur Aspekt beachten und die entsprechenden Kolben verwenden. Um ein verkleben der Einspritzdüsen zu verhindern, ist ein höherer Einspritzdruck zu wählen. Die höhere Verbrennungsraum-Temperatur verlangt auch eine höhere Öl- u. Kühlwasser- Temperaturableitung, um die grössere Wärmemenge abzuleiten. Bei Motoren mit Wasserkühlung ist das relativ unproblematisch.
Bei längeren Kfz. Stillstandszeiten bilden sich Schichtenunterschiede im Tank.
Rapsöl ist immer von oben, mittels Schwimmer, abzusaugen und danach sollte Rapsöl in die nachfolgenden Rohrleitungen gedrückt und nicht gesaugt werden.
Hinweis: Viele Motorenhersteller übernehmen im Gewährleistungszeitraum für den Motor im Rapsölbetrieb keine Gewährleistung.
Variante 2:
Rapsölbetrieb im Verhältnis 1/3 Rapsöl zu 2/3 Diesel, (hier sind keine technischen Veränderungen erforderlich). Dies ist die einfachste Version der Nutzung.
Ein Beispiel, der Rapsölproduzent aus meiner Region, betreibt mehrere Traktoren halbjährlich und dann täglich mit Rapsöl 1/3 Rapsöl zu 2/3 Diesel”. In dem Fall funktioniert der gesamte Prozess ohne Rapsölvorwärmung, ohne Einspritzdüsendruckerhöhung, ohne Öl- und Kühlwasseroptionen usw.
Nach aktueller Auskunft vom 02-Mai-2009 erfolgte der halbjährliche Betrieb auf diese Weise seit dem Jahr 2002 ohne Probleme. Diese halbjährliche Rapsölnutzung erfolgt stets nach der Rapsölernte. Nach dem halben Jahr erfolgt eine unregelmässige Nutzung der Technik und die Betankung mit reinem Dieselkraftstoff. Die gemieteten Traktoren und Mähdrescher, werden nicht mit Rapsöl, sondern nur mit reinem Dieselkraftstoff gefahren (Thema Gewährleistung).
Bemerkung zur Vorzugs- Variante 2:
Der Rapsölbetrieb im Verhältnis 1/3 Rapsöl zu 2/3 Dieselanteil ist einfach zu handhaben, wenn es genau so gemacht wird wie beschrieben. Man beachte, dass in diesem Beitrag von Neufahrzeugen und von einem täglichen Einsatz die Rede ist. In dem Fall wird täglich der Tank bis zu einer gewissen Reserve fast leer gefahren und eine neue 1/3 zu 2/3 Mischung getankt.
Bei Oldtimerfahrzeugen ist das nicht der Fall und damit ergeben sich ganz andere Bedingungen, das ist das “A” und “O”.
Die langen Standzeiten der Oldies mit der 1/3 zu 2/3 Mischung bereiten dann Probleme, wie Flockenbildung im Tank, zugesetzte Dieselfilter, verklebte Einspritzdüsen und vieles mehr.
Störungen im Motor- und Kraftstoffsystem sind oft die Folge und es wird auf die Technik geschimpft, wobei der Mensch hier von der Herstellervorgabe reinen Dieselkraftstoff zu verwenden abgewichen ist.
Das bei dem 1/3 zu 2/3 Rapsölbetrieb eine etwas höhere Motor-Temperatur, Russbildung, Ventilverkokung sowie eine Leistungsreduzierung zu verzeichnen ist, sollte auch nicht verschwiegen werden. Die dann erforderlichen kürzeren Motorölwechselintervalle wegen Rapsölanteilen im Motorenöl sollten auch bedacht werden.
Aufwand und Nutzen der Sache steht bei IFA Oldies oft in keinem Verhältnis, also bleiben wir beim Dieselkraftstoff.
Wolfgang R.