Zu dem ganzen Thema Unternehmer will ich mich nicht groß äußern, denn ich kenne keinen Unternehmer (der wirklich selber die Rübe hinhält, falls es schiefgeht; also irgendwelche Mama-Nagetiere [abgekürzt Manager] explizit ausgeschlossen) der 6 Monate arbeitet und 6 Monate Ferien macht; Selbst wenn er wirklich nach einem halben Jahr seine Unkosten nebst antändigem Jahresgewinn (also seinen Lohn) erzielt hat, arbeitet der weiter und wenn es nur die Idee ist aus seiner Zwei-Lastzüge-Spedition eine Drei-Lastzüge-Spedition zu machen, wobei die Branche ein besch... Bsp. ist, da wird kein kleiner Krauter groß...
Zum Thema Reise und Organisation kann ich vielleicht aus eigener Erfahrung etwas beisteuern:
Kalkulation ist eine komplizierte Sache, aber wenn der Reiseführer mit eigenem LKW die ganze Tour mitmacht, dann sollten 1,50 Euro je gefahrenen Kilometer gut ausreichen. Also bei einer 6000km-Tour sind dann 9000 Euro in Ordnung. Lege noch pauschal 1000€ für Organisieren von Visa etc. drauf, dann runde 10TE. Wenn da einer mit 15TE und mehr kalkuliert bekomme ich Bauchschmerzen und buche dort garantiert nicht, wenn mir nicht plausibel ist wofür der zusätzliche Betrag so draufgehen soll (Bestechungsgelder wären durchaus plausibel, aber sicher nicht in Polen oder im Baltikum und selbst in Rußland gibt es Gegenden wo man mit Freundlichkeit wesentlich weiter kommt als mit Rubelscheinen).
Ansonsten muß man sich auch in die Lage des Reiseführers hineinversetzen können. Vielleicht hat der eine oder andere schon mal eine Gruppe mit deren Fahrzeugen geführt, ich muß gestehen, daß ich dazu mittlerweile keine große Lust mehr habe bzw. es muß vorher alles geklärt sein. Die Sache ist nicht lustig, wenn der Reiseführer außer 'nem warmen Händedruck fast nichts kriegt, dafür aber alle Mit-Fahrer riesige Ansprüche, keinerlei Ahnung (aber permanent wechselnde Wünsche einhergehend mit Alles-Besserwissen) und dazu noch so selbständig wie ein kleines Kind sind. Da muß ich auch ehrlich sagen, daß es manchmal besser ist, wenn man mit fremden Leuten unterwegs ist, weil man sich eben nicht kennt und entsprechend zurückhaltend und vvorsichtig man miteinander umgeht (wenn es gut läuft, dann ist die Truppe nach drei Tagen gut eingespielt und kommt auch menschlich gut miteinander klar; der schlimmste Fall ist nach meiner Erfahrung nicht, daß sich alle beschimpfen, sondern daß man förmlich bleibt, also quasi "per Sie"). Mit guten Freunden gibt es auch keine Probleme, weil man sich kennt und um die "Problemzonen" der anderen Mitfahrer weiß, da kann man entsprechend vorbeugen und gewisse Themen werden nicht angesprochen bzw. nicht tief ausgewalzt. Am schlimmsten fand ich die Gruppen, in denen man mit Leuten unterwegs ist, die man irgendwie kennt, aber eben nicht richtig kennt. Man hat sich zwei- oder dreimal gesehen und hatte den Eindruck daß man gut harmoniert, aber das böse Erwachen kam auf zweiwöchiger Tour dann nach einigen Tagen. Deswegen kann ich da bei nicht-gewerblicher Tour-Organisation nur empfehlen, daß vorher sehr präzise abgeklärt wird, was gemacht werden soll; Demokratie auf der Tour klappt nur bedingt, kleines Beispiel: Die ursprüngliche Route war nicht befahrbar, es mußte also eine "Umleitung" her, die Mehrheit wollte Strecke über Paß A nehmen, der eigentliche Tourorganisator wollte aber nicht über Paß A sondern über Paß B. Was tun? Außer dem Tourführer war noch niemand in der Gegend gewesen, aber selbst der kannte nur die Strecke über Paß B und das war auch schon mehrere Jahre her; seine Überlegung war, daß Paß B mit hoher Wahrscheinlichkeit gut passierbar wäre, obwohl Paß A deutlich kürzer gewesen wäre. Das ist so eine Situation, wo eine Diskussion schnell unfruchtbar wird, weil außer dem Reiseführer keiner die Gegend kennt und sich etliche Mitfahrer nur aufgrund von Theorie (Landkarten etc.) eine unumstößliche Meinung bilden. Meine Lehre daraus ist klar, wenn ich der Reiseführer bin, dann bin ich der Chef; ich kann niemanden zwingen irgendwo langzufahren, aber genau deswegen mache ich vorher klar, daß ich für niemanden der Papa bin, ich fahre meine Route und wähle im Falle einer Streckensperrung meine Alternativroute (die eine schlechte Wahl sein kann, daß muß auch klar sein), jeder kann sich dranhängen oder es bleibenlassen. Im privaten Tourenbereich funktioniert es aus meiner Sicht nur so. Wer sich im Gebiet auskennt, der ist der Chef, es ist ihm hoch anzurechnen, wenn er welche mitfahren läßt; aber er ist definitiv kein "Leistungserbringer", sondern macht das nur aus reiner Freundlichkeit. Vielleicht hat der eine oder andere schon mal eine Gruppe von fünf und mehr Fahrzeugen über etliche Tage geführt, dann weiß er ja, daß das ein deutlicher Unterschied ist im Vergleich zur Solofahrt. Bei mehr als vier Fahrzeugen brauchst du eigentlich schon einen "Lumpensammler", also einen der am Schluß des Konvois fährt und alle verlorengegangenen Schäfchen einsammelt. In Extremfällen habe ich das Spiel durchaus schon rumgedreht, da habe ich denjenigen den ich für den Fähigsten hielt an die Spitze gesetzt und bin selber als Lumpensammler gefahren; funktioniert aber auch nicht immer...
Wenn wir schon bei Nachteilen der Gruppenfahrt sind: Hängt stark von der Gegend ab, aber manchmal ist es schöner wenn man alleine fährt, weil man dann abends nur ein Auto hat, welches in der Pampa einen Übernachtungsplatz braucht bzw. man Plätze ansteuern kann die nur für ein oder zwei Fahrzeuge geeignet sind. Manchmal ist es auch einfach nur zeitraubend, wenn man im Konvoi fährt, ich kenne da eine Fähre über 'nen nicht zu schmalen Fluß die trägt optimistisch geschätzt 20 Tonnen, ist aber von der Länge her nicht so riesig, also passen da von den LKWs nur einer drauf. Hängt jetzt von der konkreten Situation ab, wenn man am anderen Flußufer sowieso nur übernachten will, dann klappt es; wenn es aber tagsüber ist, dann geht bei fünf Fahrzeugen locker 'ne reichliche Stunde drauf, weil der Kahn nicht in drei Minuten rüberschippert (ein altersschwacher Außenborder an einem Prahm ist eben keine Schnellfähre..., aber östlich von Deutschland ticken eben die Uhren auch anders; außerdem verkehrt die Fähre extra an der breitesten Stelle des Flusses, weil dort die Strömung am schwächsten ist); der einzige Trost ist, daß man kaum mit anderen Fahrzeugen um die Plätze auf dem Kahn konkurieren muß. Das ist so ein Moment wo ich gerne alleine fahre, denn in einer größeren Gruppe lege ich die Route anders, damit ich das zeitliche Risiko minimiere, der Preis ist dann die entgangene Freude dieser tollen Überfahrt.
Bitte nicht falsch verstehen, die Fahrt in der Gruppe hat schon Vorteile. Schließlich war es eine tolle Sache, als dieses unscheinbare Loch die beiden rechten Räder schlagartig entlüftete und ich ja auch nur ein Ersatzrad dabeihabe wenn zwei Fahrzeuge die selbe Reifendimension (logisch auch die gleiche Felge) haben und man da weiterkommt.
Was aus meiner Erfahrung recht gut funktioniert:
-kleine Gruppe, zwei oder drei Fahrzeuge sind gut, bei mehr als fünf Fahrzeugen wird es kompliziert
-klare Hierarchie, also einer ist der Chef (meine Erfahrung geht dahin, daß es die wenigsten Probleme mit Leuten gibt, die Grundwehrdienst abgeleistet haben, ist beim Segeln auch so)
-Wille zur Höflichkeit und eine gewisse Zurückhaltung bei allen Teilnehmern (ein "Kulturtreibender" der am Lagerfeuer unentwegt dreckige Witze erzählt kann ungemein nerven)
-klare Regelung in puncto Finanzen und ähnlichen Dingen; d. h. jeder ist für sich selbst (nebst Fahrzeug) verantwortlich, wenn man einmal jemanden mit auf Tour hatte der wie der Friseur unterwegs war (also außer sich selbst nix mithatte), dann ist man da sehr sensibel
-klare Aufgabenverteilung, wenn es Spezialisten gibt, dann sind die für ihr Spezialgebiet der Chef (also einer fürs Dolmetschen, einer für die Technik etc.)
-vor der Tour klare Festlegungen zum Alltag (also zeitlicher Tagesablauf etc.), es kracht richtig, wenn jeden Morgen einer die ganze Gruppe aufhält, weil er vor 10 Uhr nicht fahrfähig ist
Viele Köche verderben den Brei! Diese Weisheit gilt auf mehrwöchigen Exkursionen abseits befestigter Straßen wirklich.
Bin deswegen auch in Gegenden wo sich recht viele Leute gut auskennen (Alpen, Pyrenäen etc. ) eher alleine gefahren. Diese Debatten an jeder Kreuzung ob es links oder echts schöner ist sind urlaubszerstörend.
Rajiv