Moin,
ist ne Sache die man nicht so einfach klren kann finde ich da viele Faktoren reinspielen. Der Film "Beutezug Ost" ist wirklich gut gemacht, wobei ich anschließend einen richtigen Kloß im Hals und auch verdammt wütend war mit was für einer Dreistigkeit Dinge festgelegt wurden und nach dem selbst zurechtgeschnitten Muster vorgegangen wurde. Vor allem dieser Treuhandchefin möchte ich mal übern Weg laufen, der würde ich auf Anhieb ins Gesicht spucken... die hat ja nun wirklich alles nieder gemacht. Im Film wird auch über DKK berichtet mit Ihrer Neuentwicklung, dem ersten FCKW freien Kühlschrank, wurde von der Konkurrenz völlig nieder gemacht, ...heute kühlt jeder Kühlschrank mit demn damals entwickeltem Kältemittel.
Ansonsten aus unternehmerischer Sicht hätte es auf garkeinen Fall so weitergehen können wie zu DDR Zeiten, egal welcher Betrieb, schon das ganze "Gerümpel" außenrum, also Unterhalt von Kulturhäusern usw funktioniert nicht in der Wirtschaft, auch wenn es einen schöne Sache war.
Es hätten Investoren in die Unternehmen gehört und keine windigen Idioten die für solide Unternehmen auch noch Geld gekriegt haben, sie ausgenommen haben bis zum get no und dann dicht gemacht haben.
Vor allem war aber einer der größten Treuhandwitze die Schuldenumwälzung auf die Betriebe, es war bis zum Schluss Volkseigentum und somit war die Staatsbank der DDR der Geldverwalter.Dass war dann schlussletztendlich für alles der Genickbruch, denn selbst die findigen Leute die diese riesen Last als ANgestellter "seinen" Betrieb zu übernehmen in kauf genommen hätten konnten ja nicht mal die imaginären Schulden bezahlen geschweige denn die Preise die die Treuhand hätte haben wollen... komisch die findigen West und Auslandsunternehmner haben sie geschenkt gekriegt... ein Schelm wer da böses denkt.
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Sehe ich ähnlich.
Weil das Argument mit der schnellen DM-Einführung kam. Sicher verursachte die Einführung der Westmark bei vielen Betrieben Absatzprobleme, man muß bloß die Frage zulassen, was wäre die Alternative gewesen? Es war gewissermaßen die Wahl zwischen Pest und Cholera. Eine spätere Westmarkeinführung hätte vielleicht manchen Betrieb gerettet (obwohl ich da so meine Zweifel habe, vielleicht hätte die Transformation von Plan- zur Marktwirtschaft in einem mehrjährigen Übergangszeitraum besser geklappt, aber es hätte dieser Übergangszeitraum mindestens bis Ende 1991 gehen müssen, selbst das wäre keine Erfolgsgarantie gewesen), aber das Problem waren wir Ostbürger selber. Denn jeden Tag ab Mauerfall sind tausende Leute im Westen geblieben. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen damals meinen Wehrdienst ableisten zu müssen, in meiner Kompanie sind mehrere Leute aus 'nem VKU nach Westberlin nicht wiedergekommen, also Fahnenflucht juristisch gesehen. Da spielte Anfang 1990 auch keine Rolle, daß langsam klar wurde in welche Richtung sich die DDR entwickeln würde. Da wollten wir schnellstmöglich Bundesbürger werden. Wenn der Beitritt der DDR zum Bundesgebiet nicht schnellstmöglich gekommen wäre, dann wären von den 17 Mio eben 14 Mio in den Westen umgezogen, die West-Staatsbürgerschaft war uns ja nicht vorzuenthalten laut Grundgesetz. Also begriffen sowohl Bonn (die hatten nicht so die große Lust auf etliche Mio Arbeitssuchende im Westarbeitsmarkt) als auch Ost-Berlin (das war Modrow schon vor der Wahl am 18. März klar, daß es einen riesigen Abwanderungsstrom jeden Tag gab, der kriegte von den Kombinaten jeden Tag die Alarmmeldungen in puncto Personalproblem auf den Tisch), daß es so nicht geht. Sondern uns DDR-Bürgern mußte eine "West-Perspektive" geboten werden und die ging nicht ohne Westmark, also kam es sogar zur "Abwanderungsnotbremse" in der Form, daß am 1. Juli die Westmark eingeführt wurde und erst am 3. Oktober die Wiedervereinigung erfolgte. Den außenpolitischen Kram wie Zwei-plus-Vier etc. lassen wir mal weg...
Zur wirtschaftlichen Situation gibt es ja diesen Politbürobericht von der Plankommission, da ist alles gesagt, da steht wie schlecht es der DDR-Wirtschaft schon die zweite Hälfte der 80er geht und welcher Investitionsstau aufgelaufen ist. Mittag und Hager wußten schon 1985, daß der Ofen aus ist (ökonomisch gesehen, also DDR-ökonomisch gesehen, für westliche BWLer wäre das eher klar gewesen, wenn sie die Daten gehabt hätten).
Na ja, so stark verkürzt kann man die DDR-Staatsfinanzen wirklich nicht seriös abhandeln, da spielen wirklich ein paar Faktoren mit rein.
Lassen wir mal das ganze Buchhaltungszeug weg, machen wir es anders.
Staaten und deren Verschuldung sind nie eins-zu-eins vergleichbar. Es geht da immer um Kreditwürdigkeit, genau da lag das Problem der DDR. International hatte niemand im westlichen Finanzmarkt mehr Vertrauen in die DDR, daß die die Kredite zurückzahlt, die DDR benötigte aber Ende 1989 und Anfang 1990 sehr viele Devisen (übrigens auch für Benzinimporte, denn die ganzen Trabis und Wartburgs nach Hof, Kassel und Braunschweig brauchten Sprit und der kam in vielen Güterzügen u. a. aus der Raffinerie Ingolstadt zu den Tanklagern in Thüringen, bspw. bei Lederhose/Niederpöllnitz). Es führt zu weit, aber man kann das wunderschön im Kontext zu Rumänien und Polen der 80er Jahre sehen (obwohl sich die poln. von der rumän. Situation grundlegend unterschied, aber Ceaucescu hatte einen sehr driftigen Grund, warum er sein Land ausquetschte bis zum Geht-nicht-mehr, nur damit er Rumänien schuldenfrei kriegte) und zur Situation von Griechenland jetzt.
Aber selbst ein VWL-Hauptseminar kriegt das Thema DDR-Finanzen nicht in einem Semester umfassend geklärt...
Ganz zum Schluß das "Totschlagargument": Im Zeitraum von ungefähr April 1990 haben wir doch das ganze Westzeug ausprobiert, die Schachtel L&M oder West wurde für 6 DDR-Mark in der Kaufhalle verkauft. Im Juli 1990 gab es plötzlich an jeder dritten Straßenecke einen privaten Getränkehandel. Was haben wir dort für die erste "eigenverdiente" Westmark gekauft? Kein Radeberger oder Sternburg, sondern Bier aus Kulmbach, Krombach oder Warstein. Einheimisches Bier wäre nicht teurer gewesen, aber wir wollten die Westbrühe und haben etliche Brauereien hier im Lande mit 80% bis 90% Aabsatzverlust "belohnt". Ist doch klar, daß das für etliche Brauereien zum Kollaps führen mußte. Das haben wir nicht nur beim Bier so gemacht, sondern bei aller anderen Fresserei genauso. Bei mir ging es irgendwann 1991 los, daß ich Produkte aus meinem Heimatkreis (DD-Land, ist auch schon Geschichte) kaufte, der Lokalpatriotismus griff dann immer weiter, selbstkritisch kann ich nur sagen, andere hatten das eher kapiert, die hatten das schon im Herbst 1990 geschnallt, bei mir hat es noch etliche Monate länger gebraucht und andere hatten es selbst 1995 noch nicht begriffen, daß man sein Brot beim Bäcker um die Ecke kaufen kann und nicht geschnittenes Westbrot im Penner oder bei Brutto oder bei Minus kaufen muß...
Laßt uns über was Erfreuliches reden...
Rajiv