IFA Tour Spanien 2002
Die Fahrt mit dem W50 an die Ostsee und was daraus wurde !
Es begann damit, dass ich mich auf dem Hof umsah und dort meinen alter IFA W50 LA/A/C sah und ich dachte bei mir: „Mensch, mit dem Ding musst Du mal an die Ostsee fahren und dort ein paar schöne Tage verbringen“. Gesagt getan, erst einmal galt es den „Oldi“ fit zu machen und dann für den TÜV vorzubereiten machen, was mich noch sehr viel Arbeit und Geld kosten würde. Der gesamte Motor, Achsen, Batterien, Getriebe, eigentlich fast alles wurde von mir gewartet und gegen viele Neuteile ausgetauscht. Nach dem ich die Technik so weit im Griff hatte, machte ich mich an den Innenausbau des ehemaligen NVA-Werkstattkoffer. Hier musste erst einmal der ganze alte „Armee-Schrott“ ausgebaut werden, einschließlich der ABC-Schutzanlage. Nach dem der Koffer „entkernt“ war, begann der sehr zeitaufwendige Innenausbau (Dämmen, Elektrik, Sanitär etc.), um es vorweg zu nehmen, ich bin bis heute noch nicht fertig und so arbeite ich in Abschnittsphasen bis zur Fertigstellung, man kann mehr Geld für so etwas ausgeben, wie für eine komplette Wohnung, da alle Teile sehr teuer sind. Nach dem Erreichen der Ausbauphase Stufe 1, war es an der Zeit eine Tour mit dem „Dicken“ zu machen. Also ab zum TÜV, ASU sowie der Zulassungsstelle, alles eintragen lassen und nach Beseitigung der aufgelisteten Mängeln, bekam ich endlich die Zulassung, man das hat Nerven gekostet! Der LKW wurde anschließend „reisefertig“ gemacht, die Wasser- und Dieselvorräte aufgefüllt, sowie die notwendige Verpflegung eingelagert.
Am Vorabend der geplanten Abreise bekam ich noch zwei Mitreisende gebracht, zwei Jungs im Alter von 11 Jeromè und 15 Jahren Sven. Die Jungs wollten ein wenig Abenteuer und Urlaub machen, also verstaute ich auch noch deren Habseligkeiten und war dann frühs um 02:00 Uhr abmarschbereit. Noch schnell ein Mütze voll Schlaf genommen bis Sonntag früh um 09:00 Uhr, dann aufgestanden und nach einigen Verzögerungen ging es endlich los, es war Sonntag dem 21.07.2002 um 11:30 Uhr.
Der Wettergott war uns leider nicht so gnädig gestimmt, es war kein Sommer und Urlaubswetter es regnete leicht. Gerade als wir auf die Autobahn A7 aufzufahren wollten in Richtung Norden, kam im Radio die Wettervorhersage für die nächsten Tage. In diesem Bericht hieß es, tagelang Regenwetter an der Ostsee. “ Ach Du Schei… dachte ich bei mir und dachte es wäre wohl jetzt besser Richtung Süden zu fahren, wie in Richtung Norden. Ich fragte kurz die Jungs, ob sie lieber im Schmuddelwetter im Norden Urlaub machen wollten, oder ob wir in den Süden fahren wollen? Sie fanden es auch besser in Richtung Süden zu fahren, also fackelten wir nicht lange, wendeten den LKW und fuhren in Richtung Süden nach Frankreich. Die Reise sollte nach Marseille gehen, dort wollte ich zu der Kaserne der Legion in Aubagne, Bouches-du-Rhône vorfahren und eine Besichtigungstour starten.
Der Entschluss war gefasst ohne vorher auch nur zu ahnen, was ich mir mit dieser Aktion noch für Ärger einhandeln werde. Erst einmal hieß es mit dem W50 heil in Marseille an zu kommen, den der W50 war nicht mehr der jüngste und hat fast 12 Jahre im Schlamm auf einer Wiese gestanden. Aber allen Ängsten zum Trotz standen wir nach 14 Stunden Nonstopfahrt und 1000 km (gegessen wurde während der Fahrt und Pinkeln war nicht drin) in Lion Frankreich. Zeitweise fuhren wir zusammen mit einem Expeditions-Unimog im Konvoi. Spät in der Nacht, oder besser gesagt in der Frühe um 03:00 Uhr krabbeln wir in den Koffer, essen noch schnell was und legen uns schlafen. Nach 6 Stunden Schlaf standen wir auf und es ging weiter Richtung Süden. Um ca. 18:00 Uhr erreichten wir Marseille und begannen gleich mit der Suche nach dem Standort der Kaserne von der Legion. Leider fanden wir auch nach 3 Stunden Irrfahrt und diversen Hängen bleiben unter Brücken und Unterführungen (wir hatten immerhin eine Höhe von 4,25 m durch diverse Ausrüstungsgegenständen auf dem Dach Fahrräder Zelte etc.) diesen Ort nicht und hatte die Schnauze gestrichen voll von Marseille. Hier zeigte sich, das wir eigentlich gar nicht für solche Aktionen ausgerüstet waren, da wir uns ja eigentlich in nördliche Gefilde bewegen wollten. Wir hatten kaum taugliche Bekleidung für den Süden dabei, so dass ich dann meine Ein-Strich-kein-Strich-Uniform auszog und im Tangaslip durch Frankreich fuhr, das größte Manko war das nicht vorhanden sein von Kartenmaterialien.
Es war immer wieder belustigend, die Reaktionen der Leute zu beobachten, schließlich fuhren wir mit einem fast originalen NVA-W50 und DDR Emblemen mitten durch das Zentrum von Marseille. Die Reaktionen reichten von Pfiffen, Klatschen, Lächeln, Daumen hoch und so weiter. Wir machten hier erste positive Erfahrungen mit der hiesigen Polizei, mitten im dicksten Verkehr an einer Ampelkreuzung, stieg ich aus dem LKW aus und ging nach hinten in den Koffer um etwas zu holen, es wurde mehrmals grün und wir standen mit laufenden Motor an der Kreuzung, als plötzlich ein Polizeiwagen neben uns hielt und uns die Polizisten mit großen Augen anschaute, immerhin war hier die Strandpromenade und nur bis 3,5 Tonnen freigegeben. Ich dachte „Schei… jetzt gibt es Tickets“, aber nach gründlichen Abchecken unseres LKW`s fuhren sie einfach weiter und ließen uns unbehelligt, sie konnte sich bestimmt keinen Reim draus machen was hier abgeht. Eventuell sahen wir auch zu „gefährlich“ aus und sie merkten, das Sie uns „unterlegen“ waren 😉
Jetzt ging der Ärger auch schon los, wir hatten 3 Handys mit und alle mit Guthabenkarten, welche hier nicht richtig funktionierten, ich bekam jetzt SMS von einer besorgten Mutter eines mitfahrenden Jungens wo wir sind, vorher hatten wir erzählt, wir sind gerade in Kühlungsborn an der Ostsee und diese Mama wollte uns nun besuchen und wollte genau wissen wo wir sind, als sie von einem Bekannte erfuhr, der uns vorher angerufen hatte, das wir in Frankreich sind platzte die Bombe. Wir sollten heimkehren, aber wir haben erst einmal nicht den Ernst der Lage gepeilt. Nach dem chaotischen Aufenthalt in Marseille und der extrem teuren Preise, entschlossen wir uns weiter zufahren nach Spanien, gesagt getan und wir fuhren weiter Richtung Espania. Wir fielen unterwegs in diverse Pfirsich und Kiwi-Plantagen ein und füllten uns unsere Bäuche mit erlesenen exotischen Früchten, bis wir fast gekot… haben.
Unterwegs gab es einen Riesen Stau, nach dem sich über eine Stunde kein Rad mehr gedreht hatte und es immerhin 40°C draußen waren, fassten wir den Entschluss den Franzosen mal zu zeigen, was ein W50 so alles drauf hat. Also den LKW solange hin und her geschoben, bis er quer auf der zweispurigen Fahrbahn stand, Allrad zugeschaltet und mit einer riesen Staub- und Abgaswolke ab in die Pampa Querfeld ein, wir wussten gar nicht wo wir waren und wie es weitergeht, aber Gott sei Dank hatte einer der Jungs einen Kompass dabei. Wir fuhren über unbefestigte Felder und Schotterpisten, das ich dachte der LKW fällt gleich auseinander. Irgendwann mussten wir einen Fluss überqueren über die nur so etwas wie eine Brücke führte. Ich gab Befehl zum Absetzen und die Jungs mussten raus die Brücke checken, ich wollte nicht riskieren, dass die Jungs mit in der Kiste saßen falls die Brücke einstürzt. Die Jungs waren schon am anderen Ufer, als ich mit dem Übersetzen begann und siehe da, die Brücke hielt.
Irgendwie hatten wir es dann auch geschafft uns in Richtung spanische Grenze vorzuarbeiten und spät in der Nacht fuhren wir in Spanien ein.
Am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück ging es weiter, der Kommunikation mit der Heimat waren wir nun völlig beraubt, keines der 3 Handys funktionierte mehr, was uns aber nicht sonderlich störte, wir waren gut gelaunt, der „Dicke“ lief einwandfrei und wir kamen gut voran, wir nährten uns Barcelona und waren guter Dinge. Die Fahrt durch Barcelona war wieder ein Erlebnis für sich, da wir ja nicht in einem PKW unterwegs waren. Auch hier wieder viel Begeisterung von der einheimischen Bevölkerung, auch war ihnen der W50 nicht unbekannt,einige zeigenden mit Fingern auf uns und sagten in gebrochenen Deutsch „IFA“ obwohl unser Fahrzeug kein IFA-Logo trägt. Nach einer knappen Stunden lag dann auch Barcelona hinter uns und wir fuhren weiter in Richtung Valencia. Da unser Diesel langsam zur Neige ging mussten wir auch mal wieder Tanken und fuhren in eine Tankstelle ein und stellten den LKW ab um zu tanken, leider war diese Tankstelle geschlossen und wir wollten zur nächsten, also Motor wieder anlassen und weiter, aber nichts passierte beim Versuch zu Starten, ich dachte so ein Mist, es ging ja solange gut. Da ich das meiste am Fahrzeug selber machen kann und selbst das Fahrzeug umfangreich überholt hatte, dauert es auch nicht lange, bis ich den Defekt gefunden hatte, ein Kabelbruch an der Stromverteilung zur Lichtmaschine. Nachdem ich den Fehler lokalisiert hatte, holte ich mir ein Kabel aus meiner Ersatzteilkisten und behob den Defekt, nachdem ich mich noch heftigst am heißen Auspuffkrümmer verbrannt hatte. Ein Junge (Jeromè) war jetzt etwas verängstigt und dachte wir kommen so schnell nicht mehr nach Hause, ich beruhigt ihn aber und erklärte ihm, dass wir für solch eine Fall ja die Fahrräder mitgenommen hatten. Wir brauchen bloß in etwa 3 Wochen bis nach Deutschland ;-). Irgendwo unterwegs kamen wir an einem Strandabschnitt vorbei und fuhren mit unserem LKW direkt bis ans Meer und sprangen sofort in das warme Mittelmeer (29° C), jetz wurde der Grill aufgebaut und ein Duft von deutschen Spezialitäten durchzog die warme spanische Mittelmeerluft, dazu schmeckte natürliche eine deutsches „Neunspringer Bier“ am besten. Hier war es so schön, das wir beschlossen einige Nächte hier unter Palmen zu verbringen. Es war einfach herrlich und wir hatten gleich wieder viele „Fans“ um uns, unter anderem auch eine Gruppe Jugendlicher aus Deutschland, die extra mit ihrem Auto auf diesen Abschnitt kamen um mehr über unser interessantes Fahrzeug zu erfahren. Die Nacht wurde recht stürmisch, so das ich manchmal dachte der Sturm schmeißt gleich den LKW um, aber es passierte nichts.
Am nächsten Morgen begann wieder ein herrlicher Tag und das Thermometere kletterte ganz schnell auf 45°C, so das wir uns nur im Wasser aufhalten konnten, wir hatten keine geeigneten Sonnenschutzmaßnahmen mitgenommen da an der Ostsee sicherlich nicht solche Verhältnisse zu erwarten waren. Am Abend bekamen wir dann Besuch von der Polizei, welche sich aber nur für unser Fahrzeug interessierten. Zu diesem Zeitpunkt erfuhr ich, das meine Frau mit meiner Tochter einen Flug nach Ibiza gebucht hatten und dorthin unterwegs waren. Da fasste ich den Entschluss ihnen einen kleinen Besuch abzustatten, schließlich hatten wir unseren 1. Hochzeitstag und meine Frau hatte demnächst auch Geburtstag. Wir weihten über unseres geplantes Manöver einige daheim gebliebene ein um die genaue Adresse meiner Familie auf Ibiza zu erfahren, dies stellte sich aber als großer Fehler heraus, da die besorgte Mutter des einen Jungens (Jeromè) davon Wind bekam und jetzt anfing über SMS zur Rückkehr aufzufordern. Am zweiten Abend kam erneut eine Polizeistreife, die uns höflichst dazu aufforderte den Strand zu verlassen und 200 Meter weiter einen Truckerparkplatz aufzusuchen, was wir dann auch taten, die Gruppe Jugendlicher aus Deutschland wurden nicht so gnädig behandelt und am nächsten Morgen verhaftet. Unser Plan stand fest und wir fuhren weiter Richtung Malaga an die Straße von Gibraltar um uns ein Fähre zu suchen, die nach Ibiza fuhr.
Leider klappte es nicht mit der Kommunikation und wir bekamen nicht heraus, wo meine Frau nun genau war und wurden erneut heftigst zur Rückkehr aufgefordert, sonst werden andere Maßnahmen ergriffen (ich sah mich schon in den Händen von Interpol und wie die Handschellen zu schnappen). Also packen wir enttäuscht unsere Sachen ein und begannen mit der Heimfahrt Richtung Deutschland.
Ich fuhr 18 Stunden mit dem W50 durch und schaffte knapp 1400 km, eigentlich unverantwortlich, aber wir wurden ja schon erwartet, wer schon mal W50 gefahren ist weis was das bedeutet solch ein Strecke zu fahren. Unterwegs wurde wir immer wieder von Truckern angefunkt die sich sehr für unseren W50 interessierten, viele darunter, die auf solch einen Fahrzeug ihre ersten Fahrversuche machten. Ich machte mir ein wenig Sorgen um meine Bereifung, schließlich war die über 20 Jahre alt und die große Hitze, sowie fast ausschließliches Fahren im Volllastbereich, aber sie hielten und haben noch nicht einmal nennenswerte Verschleißerscheinungen gezeigt.
Was nicht so erfreulich war, sind die hohe Mautgebühren die sich für diese Tour irgendwo bei 200,- EURO bewegten. Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Deutschland über Luxemburg um noch einmal günstig Diesel zu tanken. Auf der Autobahn trafen wir einige anderen Expeditionsmobile und versuchten mit diesen Kontakt aufzunehmen, aber entweder hatten sie keinen Funk an Bord oder wollten nicht mit uns sprechen. Nach einer lange Fahrt kamen wir wohlbehalten wieder in Deutschland an. Insgesamt haben wir 5000 km unter voller Beanspruchung von Material und Personen zurückgelegt, ohne größer Schwierigkeiten. Es war trotz des großen Stress den wir hatten eine sehr schöne Tour und ich bin begeistert über den „Dicken“, wie er durchgefahren ist, wenn man weiß wie man solche Fahrzeuge zu handhaben hat, sind diese genauso zuverlässig wie andere Fahrzeuge auch im hohem Alter, übrigens nächstes Jahr fahr ich mit dem „Dicken“ in die Wüste nach Afrika, Sponsoren für Diesel und Fähre gesucht!
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